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775 Jahre Neustadt in Holstein - die Stadtgeschichte als multimediales Projekt

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Neustadt in Holstein: Wo früher Fischer und Bootsbauer allgegenwärtig waren, befindet sich heute ein Gesundheitsstandort. 775 Jahre sind seit der Stadtgründung vergangen. Neustadts Geschichte beginnt mit Graf Gerhard von Holstein. Er wird ebenso wie Graf Adolf IV - je nach Quelle - als Stadtgründer genannt.

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Die Stadtkirche Neustadt zählt zu den ältesten Gebäuden. Ihr Bau dauerte fast 100 Jahre. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Backsteinbau fertig. Jedoch folgten Um- und Neubauten. Bis heute ist das Gotteshaus Anziehungs- und Treffpunkt. Freitags gibt es halbstündige kostenfreie Konzerte an der frisch sanierten Orgel von Rowan West.

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Die Neustädter Schützengilde von 1244 prägt das Leben in dem Küstenort seit Jahrhunderten. Fest dazu gehört das alljährliche Vogelschießen, welches 1633 erstmals erwähnt wird, aber deutlich älter sein dürfte.

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Die Hospitalkirche war einst Anlaufstelle für müde und kranke Pilger. Sie wurde 1344 gegründet. Einige der Mönche, die ins Kloster Cismar strafversetzt wurden, machten in Neustadt Station.

So wurde das Armenhaus ein Konzertsaal:
http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Vom-Armenhaus-zum-Konzertsaal

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Die Fischer gehören zu Neustadt wie kaum eine andere Berufsgruppe. Ihr Heimat haben sie rund um den Netztrockenvorplatz. Dort steht das Fischeramt. 1474 wurde es erstmals erwähnt. Einige behaupten, dass es die älteste Fischer-Innung Deutschlands sei. Andere sagen, dass die Fischer in Parchim mehr als 200 Jahre eher dran waren.

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Der Schiffsbau hat Tradition. Im 17. Jahrhundert wurden zahlreiche Kriegsschiffe für die dänische Marine produziert. Zudem wurden Fischerboote, Frachtsegelschiffe und Motorboote hergestellt.

Die Geschichte der Hafenwestseite - ein multimediales Erzählstück der Lübecker Nachrichten:
http://multimedia.ln-online.de/neustadts-hafenwestseite-im-wandel#9174

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Gleich mehrere große Brände wüteten in der Vergangenheit in Neustadt. Besonders heftig war es im September 1817. Vier Stunden lang brannte das Feuer. 138 Häuser, 51 Scheunen und 38 Ställe - ja, so etwas gab es damals mitten in der Stadt - brannten nieder. 213 Familien verloren ihren Besitz. Das Rathaus sowie zahlreiche Dokumente vergangener Tage wurden ebenfalls zerstört.

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Das Rathaus wurde unmittelbar nach dem Feuer wieder aufgebaut. Die Arbeiten begannen 1818 und wurde 1820 vollendet. Hervorzuheben ist, dass das bisherige Rathaus genau auf der entgegengesetzten Seite des Marktplatzes stand.

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Auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik entstand 1893 die Provinzial-Pflege-Anstalt. Das wohl dunkelste Kapitel erlebte die Einrichtung während des Zweiten Weltkriegs. 1941 wurden 899 Menschen, Patienten und Bewohner in Eisenbahnwaggons verfrachtet und ein Großteil später getötet. Seit 2005 gehört die Klinik dem Ameos-Konzern. Sie ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. Fester Bestandteil ist eine Forensik - dort leben psychisch kranke Straftäter.

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Das Haus der Manufakturen am Neustädter Hafen zählt zu den prägnantesten Gebäuden. Bereits 1926 lief hier die Dosenmilch-Produktion. Die Glücksklee-Milchgesellschaft ließ sogar eine neue Kaimauer für die Anlieferung bauen. Bis 2002 wurden pro Jahr 40 Millionen Liter Milch nach Neustadt geliefert.
Mittlerweile haben sich mehrere Unternehmen auf dem Grundstück angesiedelt. Die meisten Besucher dürfte das Fitnessstudio mit Blick auf das Hafenbecken haben.

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Junge Frauen in weißen Kleider, Männer mit Hüten und jede Menge Lokalprominenz waren 1928 vertreten. Am 31. Mai hielt die Bäderbahn erstmals in Neustadt in Holstein. Heute ist die Zukunft der Verbindung nach Lübeck ungewiss. Die geplante feste Fehmarnbeltquerung könnte einiges durcheinander wirbeln.

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Die 206 Meter lange „Cap Arcona" wurde 1927 für Reisen von Hamburg nach Rio de Janeiro gebaut. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Tausende Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme an Bord gebracht.
Am 3. Mai 1945 wurde das Schiff von britischen Bombern versenkt - sie dachten, dass sich Nazis an Bord befinden. 

Die bewegende Geschichte des Schiffs:
http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Cap-Arcona-Gebaut-fuer-Reiche-Grab-fuer-KZ-Haeftlinge

208 Ungesühnte Morde:
http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Mord-an-208-Juden-in-Neustadt-bleibt-ungesuehnt

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Das Projekt sorgt 2017/2018 für Furore. Die Jugendlichen sprechen mit Zeitzeugen, besuchen das KZ Neuengamme und fahren mit einem Boot an die Stelle, wo Tausende starben.

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Das Neustädter Folklore-Festival ist mehr als ein Auftritt von Tänzern und Musikern. Die 1951 erstmals organisierte Trachtenwoche baut Vorurteile ab und führt Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen. Alle drei Jahre übernachten 400 Künstler in Gastfamilien. Sie reisen aus Asien, Amerika und Europa an.

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Der Horchturm in Pelzerhaken ist nicht nur denkmalgeschützt und sanierungsbedürftig, sondern auch ein Stück Erinnerung an das geteilte Deutschland. Von 1964 bis 1992 wurde der Fernmeldeturm von Einheiten der Marine genutzt. Ihre Aufgabe war es, Standorte von militärischen Objekten in Mecklenburg-Vorpommern und Polen zu ermitteln.

Ein ehemaliger Mitarbeiter erinnert sich:
http://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Horchturm-in-Pelzerhaken-Von-hier-wurde-der-Osten-beobachtet

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Das frühere Kreiskrankenhaus aus dem Jahr 1967 ist längst Geschichte. Das Gebäude wurde abgerissen, Wohnungen und ein Supermarkt entstanden. Behandelt wird seit 1995 in der Schön-Klinik. Nicht selten reisen Patienten aus fernen Ländern an. 2014 wurde für 24 Millionen Euro ein vier Etagen umfassendes OP-Zentrum eingeweiht.

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1969 übergab die Stadt die Müllverbrennungsanlage an den Zweckverband Ostholstein. Seitdem sorgt das Müllheizkraftwerk immer wieder für Unmut. Besonders heftig war es 2008. Hunderte Bürger demonstrierten gegen eine Erweiterung der Anlage - mit Erfolg: 2011 beschloss die Verbandsversammlung sämtliche Planungen endgültig einzustellen.

Eine multimediale Reportage aus dem MHKW gibt es hier: http://multimedia.ln-online.de/so-sieht-es-in-der-mullverbrennungsanlage-neustadt-aus#10834http://

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Die Stadt Neustadt in Holstein wurde bereits 1969 zur Europastadt ernannt. Der damalige Bürgermeister Hans-Joachim Wollenberg nahm die Europafahne entgegen. Bis heute erinnern Stadtverordnete immer wieder an die Bedeutung von Europa.

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Die Deilmann-Reederei war seit 1972 in Neustadt aktiv und hat die Stadt mit dem Traumschiff-Schiff "Deutschland" bekannt gemacht. Zu den Hinguckern zählte auch der 1994 gebaute Großsegler "Lili Marleen". 1997 zählte die Reederei zu den Marktführern. 2009 musste das Unternehmen erstmals Insolvenz anmelden, sechs Jahre später war endgültig Schluss. Die letzten 48 Mitarbeiter wurden zum 30. April 2016 gekündigt.

Die Geschichte der Reederei: http://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Aufstieg-und-Niedergang-einer-Reederei

Deilmann-Schwestern vor Gericht: http://www.ln-online.de/Nachrichten/Norddeutschland/Ex-Reederinnen-muessen-nicht-in-Haft


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Die Ancora-Marina lockt jährlich Tausende Wassersportfans nach Ostholstein. Der private Jachthafen hat rund 1400 Liegeplätze. Die Geschichte des Unternehmens begann 1971. Der Unternehmer Anton Schräder ließ damals Motorjachten in Neustadt herstellen und schuf die ersten 98 werfteigenen Liegeplätze. Eine auf dem Gelände befindliche Ausstellungshalle wird seit 2016 für Konzerte des Schleswig-Holstein Musikfestivals genutzt.

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Zahlreiche Unternehmen haben sich im Laufe der Jahre in Neustadt angesiedelt. Baufirmen, Gesundheitsdienstleister, Gastronomen und Anwälte sind hier aktiv. 2004 entsteht der Gewerbepark Neustädter Bucht. Aktuell wird über eine Erweiterung nachgedacht. Eine der Firmen, die dort schon lange aktiv ist, heißt Dollpark. Sie fertigt Silikonpuppen. Für manche Käufer sind sie weit mehr als nur Sexpartner - sie sind Lebenspartner.

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Nach jahrelangen Diskussionen wird der Lübsche Mühlenberg ab 2014 bebaut. Hunderte Häuser und Wohnungen entstehen. Der nächste Bauabschnitt wird derzeit vorbereitet. Mehr als 500 Wohneinheiten sollen hinzukommen.

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2019 war das Jahr der Jubiläen. Die Stadt feierte ihr 775-jähriges Bestehen. Das Folklore-Festival stieg zum 30. Mal. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 150 Jahre alt und die Verleihung des Titels Europastadt war genau fünf Jahrzehnte her. Passend dazu trat Popstar Sasha am 26. Juli vor Tausenden Menschen auf dem Marktplatz auf.

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Lübecker Nachrichten
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