Die Schneekatastrophe 1978/79 Stillstand
Als es für 86 Stunden nicht mehr aufhörte zu schneien.
Impressum 40 Jahre Schneekastrophe - ein Gemeinschaftsprojekt von Lübecker Nachrichten, Kieler Nachrichten und Ostsee Zeitung
Konzept: Tanja Köhler, Jasmin Off, Timon Ruge, Julia Carstens, Kerstin Tietgen, Susanne Färber
Texte: Marcus Stöcklin, Jasmin Off, Virginie Wolfram, Christin Jahns, Videos: Kerstin Tietgen
Bilder: Ulf-Kersten Neelsen, dpa, imago, Dietmar Lilienthal/OZ,
Wolfgang Maxwitat
Grafiken: kachelmannwetter.com
Leserfotos: Axel Holz, Wolf-Dieter Pfeiffer, Heinz Liebstreich, Heinrich Hartung
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Dramatische Rettung aus den Schneemassen
Dramatische Rettung aus den Schneemassen
17 Menschen kommen bei der Schneekatastrophe 1978/97 in der BRD ums Leben, fünf weitere Tote gibt es in der DDR. Einige Leichen werden erst nach dem Abtauen des Schnees in ihren Autos entdeckt.
Dutzende Menschen und Tiere werden in diesen Tagen in Schleswig-Holstein aus den Schneemassen gerettet, Hubschrauber werfen Decken und Brot für die Bevölkerung ab. Mehr als 80 Dörfer sind von der Außenwelt abgeschnitten.
30.000 Helfer von Feuerwehr, Technischem
Hilfswerk, DRK und weiteren Organisationen sind dabei im Einsatz. Einer von ihnen ist Hagen Sprenkelmann.
Hubschrauberpilot auf Fehmarn
Dieter Röder war bei der Schneekatastrophe 1978/1979 als Retter im Einsatz.
Chronologie der Katastrophe
Chronologie der Katastrophe
20. Dezember 1978: Die Wetterlage, die später zur
Katastrophe führen wird, bahnt sich an. Über Grönland baut sich eine Hochdruckzone auf, die Tiefs über dem
Atlantik ziehen weiter Richtung Europa
24./25./26. Dezember 1978: An den
Weihnachtsfeiertagen herrscht in Schleswig-Holstein Tauwetter. Noch ist
die Wetterlage wenig winterlich.
28. Dezember 1978: Ein Sturmtief zieht über Europa hinweg. Im Norden stürzen die Werte über Nacht auf bis zu Minus 30 Grad.
29. Dezember 1978: Im Kreis Schleswig-Flensburg wird
der Katastrophenalarm ausgelöst. Innerhalb kurzer Zeit sorgen Temperaturen von minus 25 Grad und
Schneeverwehungen dafür, dass sich der Schnee auf und neben den Straßen bis zu
vier Meter hoch türmt.
30. Dezember 1978: Mehr als 80 Dörfer sind von der
Außenwelt abgeschnitten, Telefon-und Stromleitungen knicken unter der
Last des Schnees ein. Autos und Züge bleiben stecken, Schiffe frieren
fest.
Räumpanzer und Hubschrauber der Bundeswehr werden eingesetzt, um der Schneemassen Herr zu werden.
31. Dezember 1978: Es schneit „nur“ noch 17 Stunden
am Tag. In Russland werden -58,1 Grad gemessen – die bis dahin tiefste
gemessene Temperatur in ganz Europa.
1. Januar 1979: Fast ganz Deutschland liegt jetzt
unter einer Schneedecke, in Schleswig-Holstein türmt sich der Schnee immer noch
meterhoch.
3. Januar 1979: Es taut langsam, die
Schneekatastrophe scheint überwunden.
14. Februar 1979: Erneut kommt es zu einem
Wintereinbruch, in sämtlichen Landesteilen Schleswig-Holsteins wird wieder
Katastrophenalarm ausgelöst.
20. Februar 1979: Die zweite Schneekatastrophe ist
überstanden. Doch bis die Schneemassen geschmolzen sind, dauert es noch ein
paar Monate.
März & April 1979: Im März kommt es zu einer
dritten Schneewelle, die allerdings weniger schlimm ist als die beiden zuvor.
Im April kommt Tauwetter, das erneut zu Überschwemmungen führt.
20. Mai 1979: In Husum liegt immer noch Schnee.
Katastrophenhilfe in der DDR
Katastrophenhilfe in der DDR
Als die Schneehölle über
Norddeutschland hereinbrach, traf es Ost und West gleichermaßen. Zeitzeuge Dieter
Flohr, der damals für die Volksmarine aktiv war, berichtet, dass die am
Winterkampf Beteiligten auf Seiten der DDR erst später erfahren hätten, dass es in
Schleswig-Holstein Schneeverwehungen, abgeschnittene Dörfer,
zugewehte Straßen und Versorgungsprobleme gab wie in der DDR.
„Eine grenzüberschreitende
Hilfsaktion war seinerzeit völlig ausgeschlossen. Weder konnten Hubschrauber
der Volksmarine Verletzte oder Hochschwangere in Kliniken Lübecks oder Kiel
bringen, noch war dies den Hilfskräften der BRD möglich." So kämpften die
Deutschen in West und Ost allein auf ihren Territorien gegen Schnee und Eis,
erinnert sich Flohr, seinerzeit Sprecher der Volksmarine der DDR.
Ein Blick auf die
historischen Ereignisse der Jahre 1978/79 liefert eine mögliche Erklärung
dafür. Die eisige Atmosphäre herrschte in dem Winter nicht nur aus
meteorologischer Sicht, sondern auch zwischen den Staaten. In Brüssel fasste
die Nato 1979 ihren berüchtigten Raketen-Doppelbeschluss. Die gegenseitigen Drohgebärden zwischen Ost und West häuften sich.
„Eines darf man nicht
vergessen. Die DDR und ihre Luftstreitkräfte hatten damals überhaupt keine
Möglichkeit, nur in die Nähe der innerdeutschen Grenze zu kommen, geschweige
denn darüber hinweg“, sagt Flohr. Die Lufthoheit sei immer noch von der
sowjetischen Besatzungsmacht, der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in
Deutschland, beansprucht worden. „Soweit also zur angeblichen Souveränität der
DDR“, fasst der heute 81-Jährige zusammen.
Nachgefragt bei Dr. Karl Bumke vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel
Wie ist der Winter 1978/79 einzuordnen?
"Der Winter 1978/79
gehört bis heute zu den zehn
schwersten Wintern in Norddeutschland. Über zwei Monate gab es eine
geschlossene Schneedecke, das hatte es seit dem Rekord-Winter 1946/47 nicht
mehr gegeben. Wobei die Summe der Durchschnittstemperaturen unter null Grad
Celsius gar nicht so groß war. Die war in den Kriegswintern und auch 1962/1963,
als auch Teile der Nordsee zugefroren waren, deutlich größer. 1969 fiel
ebenfalls viel Schnee bei sehr langanhaltend frostigen Temperaturen, damals
aber vorrangig im nördlichen Teil von Schleswig-Holstein."
Und heute?
Und heute?
Heute würde das Management einer solchen Katastrophe anders
ablaufen, so das Innenministerium in Kiel. Zum Beispiel sei etwa ungewiss, ob die Bundeswehr dabei wäre. Die Rettungshubschrauber seien heute in der Lage, mehr zu
leisten, das Fliegen bei extrem schlechtem Wetter bedeute jedoch immer noch ein
Risiko.
Auch die nötigen Einsatzfahrzeuge seien in den Kommunen vorhanden. So
hätten die Feuerwehren Allradfahrzeuge angeschafft, zudem gebe es vielerorts
bei den Kreisen noch geländegängige Unimogs, die als Rettungswagen ausgestattet
seien.
Andererseits sind die Landwirtschaftsbetriebe techniklastiger
als früher, etwa die Großbetriebe mit automatischen Melkanlagen. Diese verfügen aber
teils auch über eigene Notstromaggregate.
Empfohlener 10 Tages-Vorrat für eine Person:
Getränke: 2 Liter pro Tag und Person, gesamt:
20 Liter
Getreide, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis: 3,5 Kilo
Gemüse, Hülsenfrüchte: 4 Kilo, Obst, Nüsse: 2,5 Kilo
Milch, Milchprodukte: 2,6 Kilo
Fisch, Fleisch, Eier: 1,5 Kilo, Fette, Öle: 0, 357 Kilo
Sonstiges: Zucker, Süßstoff, Honig, Marmelade, Schokolade, Jodsalz,
Fertiggerichte (z.B. Suppen), Kartoffelbrei, Mehl, Brühe, Kakaopulver,
Hartkekse, Salzstangen
Einen
genauen Vorratskalkulator finden Sie hier.
Mehr über die Ernährungsvorsorge im Notfall lesen Sie hier.
Die Daten stammen von offiziellen Stellen wie etwa dem Deutschen Wetterdienst und Betrieben, die Warnungen an Mitarbeiter herausgeben, etwa bei einem Chemieunfall.
Über eine „Schutzengel“-Funktion wird der aktuelle Standort erkannt und entsprechende Hinweise direkt aufs Handy gepusht, in der App finden sich dann Karten und weitere Informationen zur Lage.
Darüber hinaus geben Experten in der App Verhaltenshinweise und allgemeine Tipps für Notfallsituationen.
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