Wenn schnelle Hilfe Leben rettet Eine Nacht in der Notaufnahme Eine Multimedia-Reportage von Fabian Boerger
Was in der Nacht geschah ...
... 119 Patienten wurden in der Nacht der Reportage in der Notaufnahme des UKSH Lübeck versorgt. Statistisch gesehen werden an vergleichbaren Tagen zwischen 103 und 160 Patienten behandelt, unter anderem mit Herzrasen, Kopfplatzwunden, Krampfanfällen, Leistenschmerzen.
Wenn jede Sekunde zählt Aus der Luft oder über die Straße: Entscheidend ist der schnellste Weg in die Notaufnahme
Insgesamt gibt es in Lübeck zwei Notaufnahmen - die der Sana-Klinik und die am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). An geraden Tagen bringen die Rettungskräfte Patienten in die Sana-Klinik. An ungeraden Tagen fahren Rettungstransporte zum UKSH. Jede Einrichtung hat Spezial-Kliniken. Bei speziellen Notfällen wie zum Beispiel Verbrennungen werden diese direkt angefahren.
Rettungsdienste112 - Die Kurzwahl zur schnellen Hilfe
Länderübergreifend, europaweit, gebührenfrei: Die zentrale Notrufnummer 112 ist der direkte Weg in die nächstgelegene Leitstelle. Dort werden die Einsätze der Rettungsdienste koordiniert. DRK, ASB und Johanniter unterstützen die Berufsfeuerwehr beim Rettungsdienst in Lübeck.
Um mehr herauszufinden, klicken Sie auf die Bilder.
Perspektivwechsel Aus der Sicht des Patienten Vom Rettungswagen bis in die Aufnahmestation
Die Notaufnahme des UKSH besteht aus zwei Teilen. In der Aufnahmestation, in der die Patienten ankommen, findet eine Erstbehandlung statt. In der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) stehen alle Kompetenzen der verschiedenen Fachbereiche auf Zuruf zur Verfügung.
Ersteinschätzung in der Notaufnahme Auf einen Blick
Alle Patienten durchlaufen ein standardisiertes Verfahren, in dem die Behandlungspriorität ermittelt wird. Diese bestimmt die Wartezeit:
1. Stufe: rot, Behandlung sofort (keine Wartezeit)
2. Stufe: orange, Behandlung sehr dringend (10 Min.)
3. Stufe: gelb, Behandlung dringend (30 Min.)
4. Stufe: grün, Behandlung normal (90 Min.)
5. Stufe: blau, Behandlung nicht dringend (120 Min.)
Warum einige Notfälle wichtiger sind als andere, erklärt Dr.Sebastian Wolfrum, Leiter der Notaufnahme. Klicken Sie dazu auf das Dreieck.
Fliegender Wechsel bei den Pflegern Eine neue Schicht beginnt So sieht eine Schichtübergabe in der Interdisziplinären Notaufnahme aus
Fliegender Wechsel bei den Pflegern Eine neue Schicht beginnt So sieht eine Schichtübergabe in der Interdisziplinären Notaufnahme aus
21 Uhr, Interdiziplinäre Notaufnahme (INA):
Bevor die neue Schicht den laufenden Betrieb in der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) übernimmt, bespricht Petra Martens, Pflegerin aus der Tagschicht, jeden einzelnen Patienten mit Sabrina Hinrichsen und Astrid Pendzig. Sie übernehmen die Nachtschicht und halten bis 6.30 Uhr die Stellung.
Petra Martens: In Zimmer drei liegt Herr Meier (Name geändert). 70 Jahre alt und hat Schmerzen im Arm. Da gehen wir jetzt auf Infekt-Suche.
Astrid Pendzig: Wurde ein Abstrich gemacht?
Petra Martens: Nein, noch nicht. Beim Röntgen war er auch noch nicht.
Sabrina Hinrichsen: Zimmer Eins und Zwei sind frei?
Petra Martens: Ja, genau. Ihr bekommt übrigens noch zwei Patienten.
Astrid Pendzig: Angekündigt?
Petra Martens: Ja, sind sie. Einmal Verdacht auf Nierensteine und ein anaphylaktischer Schock.
Ärztlicher Leiter der UKSH-Notaufnahme Dr. Sebastian Wolfrum
- 47 Jahre alt
- Internist und Intensivmediziner
- Lange Jahre war er Oberarzt auf einer Intensivstation
- Seit 2012 ist er der ärztliche Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme (INA) des UKSH in Lübeck
Verantwortung Das Leben anderer Menschen
In dem Interview erklärt der ärztliche Leiter der Notaufnahme, Dr. Sebastian Wolfrum, wie er und seine Kollegen mit der Verantwortung für ihre Patienten umgehen.
Klicken Sie auf das Dreieck, um sich das Interview anzusehen.
Tod in der Notaufnahme Der letzte Weg
Bis zu 40 Menschen im Jahr sterben in der Notaufnahme des UKSH. Bei zweidrittel der Patienten ist der Hintergrund eine unheilbare Krankheit (schweres Tumorleiden, Demenz u.a.).
Ein Drittel stirbt an schweren Akutverletzungen, bei denen medizinische Maßnahmen nicht mehr greifen (Gefäßverschlüsse, vergebliche Wiederbelebung u.a.).
Die Notaufnahme in Zahlen Ununterbrochen im Einsatz
Im Jahr kommen 42.000 Patienten in die Notaufnahme des UKSH. Im Durchschnitt bleibt ein Patient sechs Stunden – bei kleineren Verletzungen sind es drei Stunden. Montags und Freitags ist statistisch gesehen ein erhöhtes Aufkommen an Patienten.
In der Notaufnahme arbeiten bis zu zehn Pflegekräfte und sieben Ärzte. Die Anzahl an Mitarbeitern variiert stark über den Verlauf der Woche und ist je nach Auslastung angepasst. Nachts ist es im Vergleich
ruhiger als am Tag.
Impressum
Lübecker Nachrichten GmbH
Herrenholz 10-12
23566 Lübeck
Text und Layout
Fabian Boerger
Fotos
Felix König
Videos
Josephine Andreoli und Fabian Boerger
Die Berufsfeuerwehr
Die Lübecker Berufsfeuerwehr ist verantwortlich für den Rettungsdienst der Stadt und die anliegenden Kreise. Von den insgesamt 17 Lübecker Rettungswagen (RTW) stellt die Feuerwehr sechs. Von den 17 Krankentransportwagen (KTW) ist es einer. Dazu kommen zwei Notarzteinsatzfahrzeuge, ein Baby-Intensiv-Transportwagen und ein Schwerlastrettungswagen.
In jedem Fahrzeug fahren zwei Feuerwehrleute. Pro Fahrzeug unterstützt ein Feuerwehrmann den Notarzt. 2018 verzeichnete die Feuerwehr 63.000 Rettungsdiensteinsätze aller Träger.
Die Johanniter
Der Regionalverband der Johanniter, mit Sitz in Lübeck, ist mit seinem Rettungsdienst für den südöstlichen Teil Schleswig-Holsteins zuständig. In Lübeck befinden sich fünf RTW und sieben KTW. Die 70 hauptamtlichen und 20 ehrenamtlichen Helfer des Rettungsdienstes waren 2018 rund 27.074 Mal im Einsatz.
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB)
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) als Hilfsorganisation ist landesweit vertreten. Allerdings sind sie nicht überall am Rettungsdienst beteiligt. In Lübeck sind sie innerhalb der Stadtgrenzen aktiv – mit fünf Krankenwagen (KTW) und zwei Rettungswagen (RTW).
38 Mitarbeiter sind nur für den Rettungsdienst zuständig, als Rettungssanitäter, -Assistenten und Notfallsanitäter. 2018 tätigten sie 8.400 Krankentransporte und 5.200 Rettungseinsätze.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK)
Das Einsatzgebiet des Rettungsdienstes
vom Lübecker DRK ist das Einzugsgebiet der Stadt. Für
Notfall-Einsätze fahren sie bei Bedarf auch in
die umliegenden Kreise. Die Flotte besteht aus sechs
Krankentransportwagen (KTW) und drei Rettungswagen (RTW).
Der DRK-Rettungsdienst
besetzt zudem einen weiteren RTW im 24-Stunden-Dienst der
Berufsfeuerwehr Lübeck. Die 80 sowohl haupt- als auch ehrenamtlichen
Mitarbeiter fuhren 2018 zirka 18.000 Einsätze.